SAP BRF+ – Geschäftsregeln einfach in ABAP umsetzen

Mit dem SAP Business Rule Framework plus (SAP BRF+) lassen sich komplexe Geschäftsregeln in SAP unterbringen – und zwar ohne spezifisches IT-Know-how. Hier erfahren Sie mehr über diesen Ansatz.

Was ist BRF+?

SAP BRF+ (Schreibweise teilweise auch BRFplus) ist ein Framework von SAP. Mit dieser Lösung können Unternehmen Geschäftsregeln („Business Rules“) auch ohne Programmierkenntnisse in SAP-Anwendungen abbilden und verwalten.

Das bedeutet weniger Aufwand und Komplexität. Fachanwender benötigen keine Fachkraft aus der SAP-Entwicklung mehr, um eine Geschäftslogik neu einzuspielen oder zu ändern. Kommunikations- und Verständnisprobleme zwischen IT und Fachabteilung lassen sich so deutlich reduzieren.

Für wen eignet sich BRF+?

SAP BRFplus richtet sich vor allem an erfahrene Fachanwender (Key-User), aber auch an Geschäftsexperten und Entwickler. Da diese Anwendertypen unterschiedliche Anforderungen haben, lässt ich die BRFplus-Workbench individuell anpassen (einfacher Modus vs. Expertenmodus).

Welche Anwendungsgebiete gibt es für BRF+?

Agilität in den Prozessen wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. Unternehmen können die Agilität in den Prozessen aber nur durch moderne Regelwerkstechnologien und Automatisierungslösungen erreichen.

Exakt an dieser Stelle setzt das SAP Business Rule Framework plus an. Es versetzt Fachabteilungen in die Lage, ihre standardisierten Geschäftsprozesse schnell an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Hierbei existieren verschiedene Anwendungsgebiete:

  • Daten validieren, fehlerhafte Daten ermitteln
  • Risiken bewerten
  • Provisionen, Kosten und Konditionen berechnen
  • Rollen und Entscheidungswege in Freigabe-Workflows abbilden
  • Kostenkalkulationen länderspezifisch realisieren
  • Standorte, Produkte und Verantwortlichkeiten abgleichen

Auch Massenänderungen von Geschäftsregeln sind möglich. Hierfür bietet das System die komfortable Funktion von Excel-Downloads und -Uploads.

Anwendungsbeispiel für BRFplus

Einige konkrete Anwendungsbeispiele für BRFplus sind die folgenden:

  • Rollen in einem Freigabe-Workflow für Bestellungen anhand von Wertgrenzen zuordnen
  • Benutzereingaben bei der Auftragserfassung anhand komplexer Regeln auf Korrektheit prüfen
  • Bestimmte Anwender bei eingehenden Kundenbeschwerden per E-Mail benachrichtigen
  • Materialstammdaten (oder Teile davon) auf Basis von Regeln automatisch anlegen
  • Anträge von Kunden im Bankengeschäft auf Validität prüfen
  • Rabatt anhand verschiedener Parameter ableiten (zum Beispiel Kombination aus Kundengruppe, Produkt und Kaufdatum)

Wie ist SAP BRF+ aufgebaut?

SAP BRF+ setzt sich im Wesentlichen aus drei Bausteinen zusammen:

  • Workbench (WebDynpro)
  • Rules Processor
  • Rules Repository
  • Anwendung: Anwendungen sind in BRF+ Container für Objekte, welche einzelne Geschäftsregeln definieren. Die Anwendungsebene ist eine Art übergeordnete Instanz, deren Standardwerte an alle zugeordneten Objekte vererbt werden.
  • Funktion: Eine Funktion steht in BRF+ für eine Brücke zwischen BRF+-Regelwerk und der betriebswirtschaftlichen Anwendung. So nimmt eine Funktion alle Eingaben, die in der Anwendung gemacht werden, entgegen, um sie anschliessend anhand der in BRF+ vorhandenen Regel zu verarbeiten. Danach gibt sie das Ergebnis an die Anwendung zurück.

Die Workbench ist die Benutzeroberfläche, auf der Nutzer Geschäftsregeln festlegen und abbilden können. Sie besitzt eine direkte Verbindung zum SAP-Backend. Anwender können so auch auf bestehende Funktionsbausteine und das Data Dictionary zurückgreifen. Ein weiterer Vorteil der Workbench liegt darin, dass sie eine Funktionsprüfung definierter Regeln ermöglicht.

Der Rules Processor ist eine Backend-Komponente. Er ist dafür zuständig, Geschäftsregeln auszuführen. Jede Regel kann hierbei in mehrere Teilschritte zerlegt und danach in sogenannten Traces gespeichert werden. Hierdurch lässt sich die Funktionsweise besser nachvollziehen.

Das Rules Repository befindet sich ebenfalls im Backend. Es hat die Funktion einer Sammelstelle für alle definierten Objekte in BRFplus (siehe nächster Abschnitt). Hier werden zudem Geschäftsregeln in Entscheidungsbäumen, Entscheidungstabellen und Formeln abgelegt.

Grundlagen und wichtigste Objekte

Um eine neue Geschäftsregel festzuschreiben, müssen Nutzer in BRF+ zunächst eine Anwendung anlegen und danach eine Funktion erstellen. Definiert sind diese Begriffe aus technischer Sicht wie folgt:

Weiterhin kann jedes Datenobjekt in BRFplus Ausdrücke (zum Beispiel Entscheidungsbaum oder Entscheidungstabelle), Datensätze und Aktionen (zum Beispiel Workflow starten) enthalten. Diese drei Bausteine können mit Funktionen verbunden werden und steuern das Verhalten der erstellten Anwendung unter verschiedenen Bedingungen.

BRF+ vs. ABAP

Die Antwort auf die Frage, ob BRFplus oder ABAP-Programmierung zu bevorzugen ist, hängt vom individuellen Szenario ab. So eignet sich die Umsetzung von Geschäftslogiken mit ABAP selbstverständlich nur für Entwickler, die die Programmiersprache beherrschen.

BRFplus hingegen kann auch ohne ABAP-Programmierkenntnisse genutzt werden, denn in diesem Fall werden die Nutzer von grafischen Oberflächen unterstützt. Im Hintergrund generiert BRFplus dann den relevanten ABAP-Code automatisch.

Insbesondere in Szenarien, in denen Regeln komplex und flexibel sein müssen, spielt BRF+ seine Stärken aus. Bei einfacheren Anforderungen (und bei ausreichend verfügbaren Entwickler-Ressourcen) ist ABAP-Programmierung häufig jedoch die zielführendere Variante.

Erforderliches Kenntnislevel für SAP BRFplus

SAP BRF+ kann grundsätzlich jeder Benutzer erlernen, der sicher mit SAP-Systemen umgehen kann.

Die wesentlichen Grundlagen des Frameworks (Einsatzmöglichkeiten, Aufbau des Frameworks, Modellierung von Geschäftsregeln) lassen sich bereits in einer ein- bis zweitägigen Schulung vermitteln.

Die Zielgruppe solcher Trainings sind in der Praxis insbesondere Key User, Entwickler mit Customizing-Aufgaben, Administratoren und Architekturberater, die Regeln entwickeln.

Kompatibilität von SAP BRFplus

Da es sich bei BRFplus um ein ABAP-basiertes Framework handelt, eignet es sich für die Integration in jede ABAP-basierte Systemumgebung – etwa als Erweiterung der SAP Business Suite.

Basiert eine Systemumgebung hingegen vorwiegend auf Java oder steht die Einführung einer serviceorientierten Architektur (SOA) bevor, ist der Einsatz von SAP Business Rules Management (BRM) zu favorisieren.

SAP BRF+ vs. SAP NetWeaver Business Rules Management (BRM)

Sowohl BRFplus als auch SAP BRM können alle modernen Anforderungen an das Management von Geschäftsregeln erfüllen.

Da heute viele Unternehmen eine gemischte Umgebung aus Java- und ABAP-Elementen nutzen, sind BRFplus und BRM so gestaltet, dass sie sich gegenseitig aufrufen können. So ist es beispielsweise möglich, Regeln in SAP BRM anzulegen und sie via Fernaufruf in BRFplus zu verwenden. Auch der umgekehrte Weg steht zur Verfügung.

Die Web-Services von BRFplus zu nutzen, empfiehlt sich in SOA-Umgebungen und in Szenarien, bei denen die meisten zu verarbeitenden Daten in einem ABAP-Backend gespeichert sind. BRFplus hat in diesen Fällen Vorteile im Hinblick auf die Performance, das Sizing und die Workbench-Verfügbarkeit.

SAP BRF+ in SAP S/4HANA

Im Zuge der Einführung von SAP S/4HANA wurde die Erstellung, Ausgabe und Verteilung von Dokumenten anders organisiert. Während die Nachrichtensteuerung bei SAP ECC auf der NAST-Datenbanktabelle beruhte, lässt sich die Ausgabesteuerung in SAP S/4HANA nun auch mit BRF+ lösen.

Hierdurch wird das Management der Geschäftsregeln (Konditionsfindung) deutlich vereinfacht. Nicht nur die Bedienung wird komfortabler, das System wird durch die Reduzierung von Protokolltabellen ausserdem auch performanter.

Soll die Nachrichtensteuerung zudem verändert werden, ist keine aufwendige Anpassung des ABAP-Codes mehr erforderlich. Somit hat SAP auch die Instandhaltung vereinfacht.

Implementierung von SAP BRF+

BRF+ ist ab Version 7.02 offizieller Bestandteil des SAP NetWeaver ABAP Application Servers (AS). Für die Nutzung fallen daher keine weiteren Lizenzkosten an. Schnittstellen zu SAP-Anwendungen müssen ebenfalls nicht geschaffen werden.

SAP BRFplus: Vorteile und Nachteile in der Zusammenfassung

Insgesamt liegt der grösste Vorteil von SAP BRFplus in der Trennung von Geschäftsregeln von der übrigen Logik und anderem Code.

Dieser Ansatz erlaubt es Fachbereichen, volatile Geschäftsregeln innerhalb kurzer Zeit flexibel anzupassen. Dies gilt auch in komplexen Regelszenarien. Durch die zentrale Speicherung der Regeln entsteht zudem ein hohes Mass an Konsistenz, Kontrollmöglichkeiten und Transparenz.

Als Nachteil von SAP BRF+ kann lediglich angeführt werden, dass die Oberflächen nicht immer ganz selbsterklärend sind, sodass ein gewisser Schulungsaufwand nicht ausbleibt.

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Emre Cetin, Sales Executive

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